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Wiederentdeckung
Nach der Anlegung des Königsplatzes geriet das ehemalige Stadtpalais Coudenberg bei der Brüsseler Bevölkerung nach und nach in Vergessenheit. Die Anzahl der Räumlichkeiten, die überdauert hatten, war jedoch groß. Sie wurden von den in den Stadthäusern Grimbergen und Bellevue untergebrachten Unternehmen und Einrichtungen genutzt: Weinkeller im Hotel Bellevue im 19. Jahrhundert, Lagerraum bei der Bank Lloyd's im 20. Jahrhundert.
Ausschuss Altes Brüssel
„Bereits 1894 wurde von der Gemeindeverwaltung ein Plan von den Kellergeschossen des Hauses Grimbergen erstellt. Paul Saintenoy übernahm im Auftrag des Bürgermeisters Charles Buls die grafischen Auswertungen. Dieser beabsichtigte einen Wiederaufbau der Aula Magna des alten Palastes.
Ab 1910 befasste sich der Ausschuss Altes Brüssel mit dem archäologischen und historischen Potenzial der Stätte des alten Palastes unter dem Place Royale und seiner Umgebung. Mit dem Abriss des Häuserblocks des alten Hospizes Terarken und des Gartens der Armbrustschützen brachte eine Großbaustelle Reste der ersten Stadtmauer und des Herzogspalastes sowie die Keller des Domus Isabellae zutage. Die Untersuchungen sollten fortgesetzt, Ausgrabungsarbeiten vorgenommen und der Öffentlichkeit die Reste des alten Palastes, darunter die Kapelle und die Rue Isabelle, vorgezeigt werden. Das Projekt kam jedoch zum Erliegen.
Im Laufe der folgenden Jahrzehnte führten die Nachforschungen von Paul Saintenoy und Guillaume Des Marez, Brüsseler Historikern, zu ersten wissenschaftlichen Schlussfolgerungen über den alten Palast und den Place Royale.“
P. Anagnostopoulos & J. Houssiau, L’ancien palais du Coudenberg, Brüssel 2006, S. 8 (Collection „Bruxelles Ville d’Art et d’Histoire“, Nr. 42).
Brüsseler Weltausstellung 1935
Anlässlich der Brüsseler Weltausstellung von 1935 wurde das Viertel des Brüsseler Hofes maßgenau wie im eingehenden 18. Jahrhunderts wiederhergestellt. Im Zentrum dieser malerischen und folkloristischen Animation standen die Aula Magna und das Eingangsportal des Palastes sowie der Place des Bailles. Auch die Senne und die erste Stadtmauer wurden wieder sichtbar gemacht. Personen in historischen Kostümen und Besucher flanierten zwischen Straßencafés.
Ausgrabungsarbeiten
Als 1984 die ersten Umbauarbeiten an den Grundmauern der Schlosskapelle und einem Teil der Rue Isabelle beginnen, ahnen nur wenige, was unter diesen Stätten verborgen liegt.
In demselben Jahr beginnen auch die ersten Ausgrabungsarbeiten in dem alten Haus von Hoogstraeten. Acht Jahre später, 1994, finden im Auftrag der Stadt Brüssel Sondierungen statt, mit dem Ziel, die Überreste der Aula Magna unter dem Place Royale wiederzufinden. Die Ausgrabungsarbeiten finden zwischen 1995 und 2000 statt. 1998 werden die Grundmauern des Wohngebäudes unter der Rue Royale freigelegt.
Die Überdachung der Überreste mit einer Betonplatte und die Verbindung zwischen dem Hotel Bellevue und der Stätte werden anlässlich von „Brüssel 2000“ geplant und durchgeführt. Zwischen 2004 und 2008 wird das alte Haus von Hoogstraeten im Rahmen von Renovierungsarbeiten am Sitz der Region Brüssel-Hauptstadt restauriert und umgebaut.
Zwischen 1984 und 2004 wurden alle Reste der archäologischen Stätte unter Denkmalschutz gestellt.
Eröffnung
Zwischen 1997 und 1999 war die Stätte zeitweise zugänglich im Rahmen von besonderen Veranstaltungen (Tage des Kulturerbes, Ausstellungen, usw.).
Durch die 2000 vorgenommene Verbindung zwischen der Stätte und dem Hotel Bellevue (das heutige BELvue-Museum) können Besucher die Stätte jetzt einzeln oder in einer Gruppe besichtigen. Damals fand auch ein erster rudimentärer museografischer Umbau statt, ein zweiter, vollständigerer, aber provisorischer 2004, und ein dritter, diesmal endgültiger, wurde im März 2009 eingeweiht.